Frankfurter Rundschau Leserbrief AGW

Liebe AGW Mitglieder, liebe Freunde des Westends,
wir hoffen, dass Sie den Artikel in der FR vom 24.11.2015  „Aufgewachsen in Ruinen,  Chistian Setzepfand zeigt den Stadtteil seiner Kindheit.“,gelesen haben, denn darauf bezieht sich unsere Antwort bzw unsere Replik auf Herrn Setzepfand. Bitte lesen Sie unseren offenen Brief dazu, wir haben ihn im Interesse der Aktionsgemeinschaft Westend verfasst.
Viele Grüße, Gerlinde Becker und Hilde Hess

Sehr geehrter Herr Setzepfand,
als Stadtführer schätzen wir Sie sehr, wir haben etliche interessante Stadtbegehungen mit Ihnen absolviert, nun liest es sich grundsätzlich anders! (s. FR vom 24.11.2015)
Was Sie zum Frankfurter Westend heute zu sagen haben, irritiert uns aufs äußerste. Seit ca. 50 Jahren beobachten wir zusammen mit der AGW ( Aktionsgemeinschaft Westend. e.V.) alle Veränderungen in unserem Viertel.
Herr Setzpfand, Sie irren wenn Sie meinen, die Zeiten des Umbruchs seien vorüber: Sie sagen,
„Heute sind Nachverdichtung und Gentrifizierung Schlagworte im Diskurs zur Frankfurter Stadtentwicklung. Im Westend sei beides schon vor Jahrzehnten passiert. Der Gentrifizierungsprozess ist hier abgeschlossen…. auch die große Zeit der Nachverdichtung ist …. im Viertel vorüber.“ (s. FR, vom 24.11.2015)
Wo leben Sie , Herr Setzepfand? Wo befindet sich Ihr Planet der Glücklichen?
Gewiss nicht im Frankfurter Westend!
Wir widersprechen Ihrer Darstellung entschieden!
Nach unserer Erfahrung und unseren vielfältigen Recherchen marschiert die Zerstörung des Westends ungebremst voran.
Unzählige Baustellen im Westend beweisen die fortschreitende Zerstörung der denkmalgeschützten Bausubstanz ( Beispiele können wir viele anführen. aktuelles Beispiel : Friedrichstraße 39.) Nicht nur die Zerstörung der ehrwürdigen Bausubstanz sondern auch die Vernichtung der traditionellen Bevölkerungsstruktur schreitet voran: Verdrängung der alteingesessenen Mieter durch Entmietung (z.B. Rauswurf, Wöhlerstraße 22) und viele Beispiele mehr ( Wingertstraße, Martin-Luther-Str.)
Vieles ist auf unserer DVD „Frau Lenke wohnt hier nicht mehr“ dokumentiert.
Diese DVD stellen wir Ihnen gerne zur Erweiterung Ihres Gesichtsfeldes zur Verfügung.
Auch sind Sie herzlich eingeladen , zu unserer turnusmäßigen Sitzung (jeden 2. Donnerstag im Monat) in den Pferdestall zu kommen ( Tagungsort, Ulmenstraße 20)
Auch die von der Stadt Frankfurt womöglich gewollte Verdichtung in den Kerngebieten der Innenstadt, Westend.
Auch sind Sie herzlich eingeladen , zu unserer turnusmäßigen Sitzung (jeden 2. Donnerstag im Monat) in den Pferdestall zu kommen ( Tagungsort, Ulmenstraße 20)
Auch die von der Stadt Frankfurt womöglich gewollte Verdichtung in den Kerngebieten der Innenstadt, Westend, Nordend Sachsenhausen usw .lehnen wir entschieden ab:
Auch sie bedeutet Zerstörung alter gewachsener sozialer Strukturen. Die typischen Hinterhöfe im Westend sind historischen Ursprungs. Als Frischluftschneise sind sie heute wichtiger denn je (Klimawandel!). Sie waren Garant für die intakten Westend Karree ́s, auch im ökologischen Sinne.
Man betrachte nur die unselige Bebauung in Geviert Grüneburgweg/ Reuterweg/ Emil-Claer -Straße, wo sich die Bewohner im Karree die Hände aus den Fenstern reichen können und in die Suppenteller gucken .

Gerlinde Becker, stellvertretende Vorstandsvorsitzender der AGW und Hilde Hess, AGW